Japan-Garten, Gröbenzell

Ein Garten, in dem man Kraft schöpfen und zu sich kommen kann – das war der Wunsch von…

Ein Garten, in dem man Kraft schöpfen und zu sich kommen kann – das war der Wunsch von Dr. Klaus Martin und seiner Frau Brigitte.

Für die Planung und den Bau ihres Hauses auf dem ehemaligen Grundstück von Brigitte Martins Eltern entschied sich das Ehepaar für den Architekten Stephan Maria Lang, dessen Entwürfe sie an den Bauhaus-Stil erinnerten. Auch für den Außenbereich war der Architekt eine gute Wahl, denn er sieht Haus und Garten als Gesamtkunstwerk. „Stephan Lang ist von asiatischen Gärten inspiriert und es ist ihm wichtig, dass Innen und Außen eine Einheit bilden.“
Das Haus der Martins in seiner kubischen Form mit Flachdach ist reduziert und klar, ohne kalt und kühl zu wirken. Es sind die Materialien, das Spiel mit Licht, die Auswahl der Farben, die Wärme ausstrahlen und zeitlos wirken. Diese Atmosphäre sollte in den Garten übertragen werden.

Als Gartendesignerin, die die Vorstellung von Lang und dem Ehepaar Martin konkretisieren sollte, wurde Adele Juhas-Barton zu Rate gezogen. Die Landschaftsarchitektin beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit japanischer Kultur und ist bekannt für ihren Trockenlandschaftsgarten ihrer Finca auf Mallorca. „Sie hat fantastische Ideen mit eingebracht“, erinnert sich Dr. Martin. Für die Umsetzung der Planung, vor allem die Auswahl der passenden Bepflanzung wandte sich das Ehepaar an Erik Bürgel von CusanusGärten.

Das Ergebnis der Gemeinschaftsarbeit ist ein Garten, der den Geist japanischer Gartenkultur und europäische Elemente verbindet. Ein Beispiel dafür sind 600 Tulpenzwiebeln, die im Frühjahr die Beete in prächtigem Orange erstrahlen lassen. Während die Blüten in japanischen Gärten eher sekundär sind, wollte Dr. Martin gerne Farbe haben. „Ich mag den japanischen Stil aber ich wollte unbedingt Blüten im Garten haben. Und wir haben es geschafft, dass in jeder Ecke des Gartens etwas blüht.“ Hier eine Magnolie, dort Hortensien, Lilien und natürlich Azaleen – bei der Auswahl der Pflanzen wurde darauf geachtet, dass sie ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammen.

Trotz der beinahe üppigen Bepflanzung strahlt der Garten der Martins Ruhe aus. Ein breiter Weg aus anthrazitfarbenem Schotter zieht sich in sanften Windungen durch den Garten, öffnet sich an manchen Stellen zur Fläche, führt um Hausecken herum, wo sich den Gartenbesitzern immer wieder neue Blickwinkel erschließen. Aufgelockert wird der dunkelgraue Belag von Wolken aus hellerem Valmalenco-Gneis aus dem Tessin.

„Durch die gelungene Gartenplanung sind auf dem 750 m² großen Grundstück viele geheimnisvolle Ecken entstanden“, freut sich Dr. Martin. Ecken, die Raum lassen für eine eigene Gestaltung. Ein Beispiel ist eine Anhäufung von Tuffsteinen an einer Stelle des Gartens, manche davon aufgeschichtet, andere liegen daneben und warten darauf, verbaut zu werden. „Die Steine haben wir beim Ausbaggern entdeckt – vermutlich waren sie noch aus dem Garten der Schwiegereltern.“ Die Martins wollten diese Steine bewahren, etwas aus der Vergangenheit als Erinnerung in den neuen Garten integrieren. „Unser ,Steinhaufen’ ist wie das Leben: eine Baustelle, an der viele Generationen immer wieder aufs Neue arbeiten“, lächelt Dr. Martin.

Unverzichtbares Element im japanischen Garten sind Findlinge. Auch im Garten des Ehepaars Martin markieren die großen Steine Orte mit besonderer Kraft und Ausstrahlung. Insgesamt wurden fünf Tonnen Maggia-Findlinge dort verbaut – jeder Stein persönlich bei der Gandl Naturstein GmbH in Inning besichtigt und ausgewählt.

Einen besonderen Schwerpunkt stellen die vier mächtigen Fächer-Ahorne dar. Sie wurden mit einem Schwerkran in den Garten gehoben und spenden im Sommer erholsamen Schatten. Eingerahmt wird der Wandelgarten aus Kies und Stein von viel Grün. Böschungsmyrthe ergießt sich wie Lava von den Rändern des Grundstücks bis an den Weg. Gepflanzt wurde sie als Ersatz für den ursprünglich verwendeten Ilex, dem es im Garten nach drei Jahren nicht mehr gefiel. „Warum weiß niemand von uns“, sagt Dr. Martin. Doch das Bedauern hält sich in Grenzen, vor allem wenn die Myrthe ihre kleinen gelben Blüten zeigt und der ganze Garten in einen zarten Duft gehüllt ist.

Ein auffälliger Hingucker inmitten der asiatischen anmutenden Zurückhaltung ist eine pinkfarbene Mauer an einem Ende des Gartens. Sie ist Farbtupfer und Sichtschutz gleichermaßen. „Direkt gegenüber von unserem Grundstück ist das Rathaus – da ist natürlich immer viel los“, erklärt Dr. Martin. Das Grundstück wird zur Straßenseite hin von einem Zaun aus Eichenbohlen eingerahmt, der von Efeu überwachsen ist.

Das Ehepaar verbringt viel Zeit im Garten. Bei der Gartenarbeit kann sich Dr. Martin ebenso entspannen wie beim Rechen einer der „heiligen“ Sandflächen. „Die Japaner nennen diesen Zen-Garten ,kare san sui’. Das Haus schmiegt sich mit seinem Innenhof zentral um dieses Schmuckstück. Der Garten regt an, meditativ zu schöpfen“, beschreibt es Dr. Martin. „Man kann dort wunderbar zu sich selbst finden.“

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